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Das obere Interview mit Karl Clauss Dietel führte Hannah Bauhoff und anschlaege.de am 02.11.2010 im Auftrag der Stiftung Industrie- und Alltagskultur. Film: Emil Futur.

Mehr über Karl Clauss Dietel

In einer E-Mail vom 02.04.2012 fügte Prof. Dietel hinzu:
einige notizen zur gestaltungsgeschichte ostdeutschlands, der DDR und nun auch der BRD von karl clauss dietel:

Am LEHRGANG FÜR FORMGESTALTER an der TU DRESDEN bei RUDI HÖGNER nahm u.a. GERHARD SCHÖNE teil. der lehrgang lief ende der sechziger aus. R.H. hatte anfangs die idee, ingenieure mit einem verkürzten gestaltungstudium oder eben auch mit einem „Lehrgang“ zu fertigen gestaltern backen zu wollen. sollte auch mit MANFRED CLAUS u. mir geschehen. nachdem ich die bauhäuslerischen generalisten an der KHB während des ersten, zweiten studienjahres schätzen lernte, nahm ich alsbald davon abstand. R.HÖGNER war mir darob eigentlich böse. änderte sich erst wieder mit meinem diplom, das ich mit „Auszeichnung“ abschloß. möglich, mein widerstand gegen seine ursprünglichen absichten ließen ihn auch später von den „Lehrgängen“ abstand nehmen – einige noch mit der KdT veranstaltet. A.HÜCKLER  kam über diese schiene später an die KHB. hatte mit solchen, von „Lehrgängen“ kommenden partnern hin u. wieder probleme – sie änderten u.a. frisch-fröhlich an entwürfen von mir/uns, bis sie aufgeklärt über das urheberrecht davon abließen.

zu schreibmaschinen ERIKA: gewann 1965 einen gestaltungswettbewerb im industriezweig für eine kleinschreibmaschine. modell ist in OSTFORM abgebildet. möglicherweise kam SWD deshalb 197o wieder auf mich zu. meine daraus erwachsenen entwürfe ERIKA 5o/6o wurden über 5oo ooo mal, ERIKA 11o/12o um die 8oooo mal gefertigt. danach erarbeitete ich grundentwürfe für die späteren elektronischen schreibmaschinen von ROBOTRON. da aber der ende der sechziger, anfang der siebziger strategisch geplante prozeß des AIMF/DDR zur eliminierung freischaffender gestalter auch anfang der achtziger munter fortlief, wurde ich wie bei den großrechnern, magnetbandspeichern und pkw dort ebenfalls rausgedrängt. durfte dann „gnädig“ das kleinste produkt des industriezweigs 1983 noch gestalten – die CELLA für ROBOTRON ZELLA-MEHLIS. PAUL JUNG, mit dem ich an der KHB zusammen studierte, als CHEFGESTALTER ROBOTRON  ca. 1982 zu mir: „Eine größere Aufgabe darf ich Dir nicht mehr anvertrauen – du weißt ja, wer das verhindert…“.

die wesentlichen prozesse zur gestaltung in der DDR trugen mit der gegen kreative destruktiven tendenz des AIF/DDR nicht unwesentlich zum schließlichen fiasko der DDR bei. deshalb sollte die SAMMLUNG INDUSTRIELLE GESTALTUNG nicht als DESIGNSAMMLUNG DDR bezeichnet werden, das ist ahistorisch. sie gründet in ostdeutschen aktivitäten (berufung von MART STAM durch das LAND SACHSEN), sie wurde anderthalb jahrzehnte vom MINISTERIUM FÜR KULTUR und erst danach vom AIF/DDR verwaltet u. ist heute über zwanzig jahre teil der BRD (die verwerfungen dabei einbegriffen …), DEUTSCHE GESCHICHTE!!

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