Ludwig Kellner verstorben
* 18.01.1943 Leipzig – † 10.09.2024 Ahrenshoop
Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre war sein Besteck buchstäblich in fast aller Munde – 1975 gewann Ludwig Kellner den 1. Preis im Besteckwettbewerb, produziert wurde der formschöne Entwurf von den Auer Besteck- und Silberwarenwerken als Modell 1000. Am 10. September 2024 ist der Ahrenshooper Formgestalter gestorben.
Aufgewachsen am Ostseestrand, absolvierte Ludwig Kellner nach dem Abitur 1961 ein Berufspraktikum als Maschinenwärter im VEB Zementwerk Rüdersdorf und die Erwachsenenqualifizierung zum Dreher im VEB Industriewerke Ludwigsfelde. Ein langer Anlauf zum Wunschstudium Formgestaltung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee von 1965 bis 1970 bei Prof. Högner. Seine berufliche Laufbahn begann Ludwig Kellner in der Yachtwerft Berlin-Köpenick, gestaltete dort Bootsbeschläge und -zubehör, Neuentwicklungen gab es wenig. Nach drei Jahren wechselte als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Amt für industrielle Formgestaltung, war mit zuständig für Anleitung und Begutachtung im Bereich Haushaltsgeräte und Leuchten. In dieser Zeit entstanden seine preisgekrönten Entwürfe für die DDR-offenen Wettbewerbe Besteck und Leuchten. Wegen Kontakten zu Verwandtschaft im Westen endete diese von ihm als sehr fruchtbar und anregend erlebte Zeit abrupt 1977. Ein Jahr lang entwarf Ludwig Kellner danach als Industriedesigner Behältnis- und Polstermöbel im VEB Möbelkombinat Berlin und wechselte schließlich zur Zentralstelle für Werbung und Messen Berlin, wo für kleine und mittlere Betriebe, die sich keine eigenen Gestalter leisten konnten, Entwürfe für Camping-Möbel, Hausrat, Leuchten, Verpackungsglas und Brillen entstanden.
1980 kehrte Ludwig Kellner an die Ufer der Ostsee zurück. Bis 1991wirkte er als Lehrer an der Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm, kam mit der Gründung der Hochschule Wismar in den Hochschuldienst und wurde dort von 1993 bis zur Emeritierung 2008 Professor für „Entwerfen Produktdesign, insbesondere Technisches Produkt, Gerät“. Zahlreiche Studenten begleitete er sensibel und ermutigend bei ihren Entwurfsprojekten.
Sein Grundanliegen formulierte Ludwig Kellner in unserem Interview: „Egal was man macht, das konnte im Maschinenbau sein, das konnte im Konsumgüterbereich sein, einfach mit guten Produkten Lebensqualität verbessern.“. Und gute Produkte, das waren für Ludwig Kellner gut gestaltete, langlebige Produkte, wobei Funktionalität bei ihm immer an erster Stelle stand.
Mit Trauer erfüllt uns die Nachricht vom tragischem Tod von Prof. Ludwig Kellner.
Christiane Hög, Cornelia Hentschel und die Stiftung Industrie- und Alltagskultur
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Donnerstag 24.10.2024, 17 Uhr: Führung mit Professor Hubert Kittel, Gelegenheit zum Werkstattgespräch
Sonntag 3.11.2024, 15.00 Uhr: „Abschlusstalk“ mit Professor Hubert Kittel in der Sonderausstellung
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Lieselotte (Lilo) Kantner verstorben
*27.11.1923 Breslau – † 26.4.2024 Hamburg
An ihrem 100. Geburtstag am 27. November vergangenen Jahres konnten wir Lieselotte Kantner noch erleben, nun müssen wir uns von ihr für immer verabschieden. Im Rahmen des Zeitzeugen-Projektes der Stiftung Industrie- und Alltagskultur lernten wir Lieselotte Kantner 2019 kennen und schätzen. Wir trauern um eine kreative vielseitige Designerin, die in den 50er Jahren als Mitarbeiterin des Instituts für angewandte Kunst Berlin die Porzellan-, Keramik- und Glas-Industrie der jungen DDR bei Gestaltungsfragen maßgeblich beeinflusste und nach der Übersiedelung in die Bundesrepublik überaus erfolgreich als Chefdesignerin bei Melitta wirkte.
Aufgewachsen ist Lieselotte Kantner in ihrer Geburtsstadt Breslau. Dort schloss sie 1942 eine Schneiderlehre im „Modesalon für künstlerische Modebekleidung“ ab und hoffte auf eine Zukunft in der Modewelt. Der Krieg machte diesen Träumen ein Ende. Die Familie fand Zuflucht in Stelzen/Thüringen. 1946 konnte Lieselotte Kantner an der Fachschule für angewandte Kunst in Sonneberg/Thüringen ein Studium beginnen, sowohl in den Abteilungen Spielzeug wie Keramik. Besonders der Werkstoff Ton und das freie Modellieren faszinierten sie. Wegen besserer beruflicher Perspektiven entschied sie sich schließlich für Gefäßgestaltung und Keramik. 1950 schloss sie als „Beste Formgestalterin des Jahrgangs“ ab. Noch im gleichen Jahr entwarf sie für die Industrieporzellanfabrik Köppelsdorf ihr erstes Porzellan-Service, das mit seiner klaren modernen Formensprache die Neugier des in Weimar an Bauhaus-Traditionen anknüpfenden Professors für industrielle Formgebung und Innengestaltung Horst Michel weckte.
Auf Empfehlung des Sonneberger Schulleiters ging die begabte Lieselotte Kantner an das Institut für industrielle Gestaltung der Hochschule für angewandte Kunst Berlin-Weißensee als Mitarbeiterin in die Abteilung Keramik unter Leitung des Niederländers Prof. Mart Stam, Prof. A. Fritz Alzner und Prof. Wolfgang Henze. Sie arbeitete dort zusammen mit Marianne Brandt, Albert Krause, Margarete Jahny und Gertraud Bonk und hatte Gelegenheit für eigene weitere Entwürfe, u. a. ein Service für die Porzellanmanufaktur Meißen. Sie wollte ein Service gestalten, so Lieselotte Kantner 2019, „das modern ist, aber nicht modisch“. Nach der Abtrennung des Instituts von der Hochschule 1952 und Umbenennung in Institut für angewandte Kunst änderte sich die Aufgabenstellung für die dort tätigen Designer. Lieselotte Kantner folgte auf Marianne Brandt in der Leitung der Abteilung Keramik – Glas und übernahm damit umfangreiche künstlerische Begutachtungs- und Beratungstätigkeiten in der staatlichen und privaten Porzellan- und Keramikindustrie der DDR. Noch mit 95 Jahren erinnerte sich Lieselotte Kantner an die vielen Arbeitspläne und Rechenschaftsberichte, die sie erarbeitet hatte:
„Damit die Industrie, die Erzeugnisse zu einer besseren Gestaltung kommen … da musste ich mit den Betrieben arbeiten. Die mussten mir alles, was sie entwickelt hatten, vorstellen. Wir haben Gütezeichen vergeben und wir haben Gestaltungshinweise und Ratschläge gegeben, und einiges verändern können. Jedes Jahr zur Frühjahrsmesse und Herbstmesse, immer ein paar Wochen vorher, wurden diese Fahrten zur Begutachtung der Industrieprodukte gemacht, mit dem Ministerium für Leichtindustrie, dem Deutschen Innen- und Außenhandel und mit dem Ministerium für Kultur, für das ich die Vertreterin war. … 29 volkseigene Betriebe waren das. Und einige Privatbetriebe haben sich noch mit eingeschaltet. Die haben gebeten, dass wir sie mit betreuen. Die Betriebe haben aufgebaut, was zur Messe neu dazu kommt. Und das haben wir begutachtet.“ Keine leichte Aufgabe für die damals junge Frau, beruflich gestandenen Modelleuren und Entwicklern ihre Maßstäbe für gutes neues Design zu vermitteln – ihr Credo: „Das sollte gut gestaltetes Gebrauchsgeschirr sein, das sollte alles vernünftig aussehen, schöne, klare, einfache Formen!“, die sich auf das Wesentliche konzentrieren, alles Überflüssige aussparen.
1959 verließ Lieselotte Kantner die DDR und war bis 1978 Chefdesignerin für Porzellan, Steingut, Ceracron, Kunststoff, Metall und Dekor für die Melitta-Werke in Minden. Sie gestaltete hier 28 Service sowie Hausgeräte, vielfach ausgezeichnet mit Designpreisen der BRD, u.a. mit mehreren iF DESIGN AWARD’s „Die gute Industrieform“. Heute gehören ihre Entwürfe für Tafel- und Essgeschirre mit ihrer sachlich-klaren prägnanten Formensprache bis ins kleinste Detail und hoher Funktionalität zu den Design-Klassikern und sind in zahlreichen Museen für angewandte Kunst zu finden, u. a. im Museum für Gestaltung Zürich, Kunstgewerbemuseum Berlin, Grassi-Museum Leipzig.
Am 26. April 2024 ist Lieselotte Kantner in Hamburg gestorben. Wir sind dankbar, sie noch kennengelernt zu haben.
Cornelia Hentschel und Christiane Hög
Porträtfoto Lieselotte Kantner im Modellierkittel, Melitta-Werke Bentz & Sohn, Minden/Germany, Foto: Archiv Lieselotte Kantner
Jeverland, Dekor „Kleine Brise“, 42-teiliges Porzellangeschirr, Melitta-Werke Bentz & Sohn, Minden/Germany, Design Lieselotte Kantner. Markteinführung durch die prominente Schauspielerin Liselotte Pulver. Klassiker mit breitem Sortiment (u.a. mit Lasagneform, Kerzenleuchter), wird seit 1975 bis heute – mit unterschiedlichen Dekoren –produziert, seit 1982 unter der Marke Friesland Porzellan/Rahling. Foto: Archiv Lieselotte Kantner
Hamburg, Dekor „Relief Weiss“, Melitta-Werke Bentz & Sohn, Minden/Germany, Design Lieselotte Kantner 1962. Hergestellt von 1963 – 1980 mit 15 unterschiedlichen Dekoren, u.a. 1966 Dekor „Blumenspiel“ in Zusammenarbeit von Lieselotte Kantner mit Inge Friebel, Gebrauchsgrafikerin DDR (1925-1978). iF DESIGN AWARD’s 1963 und 1965 des Industrie Forum Design, Ausstellung in der Sonderschau „Die gute Industrieform“ Hannover.
Foto: Archiv Lieselotte Kantner
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Elektrische Kaffeemühle /Melitta-Werke Bentz & Sohn, Minden/Germany, Design Lieselotte Kantner, 1960. iF DESIGN AWARD 1962 Foto: Archiv Lieselotte Kantner
Dieter Schwerdtle verstorben
Produktdesigner, Formgestalter
*1935 in Berlin – † 2024 in Berlin
Eberhard Voigt schrieb in einer Mitteilung an die Stiftung Industrie- und Alltagskultur zum Tod seines Kollegen und einstigen Kommilitonen:
„Der Formgestalter Dieter Schwerdtle ist tot. Er starb am 5. März 2024, am 25. April wäre er 89 Jahre geworden. Mit ihm verlieren wir einen strengen, konsequenten Vertreter der Zweiten Moderne. Schwerdtle bewegte sich leise und deutlich entfernt von allen Exzessen des Mainstreams und vom Fanatismus der „Postmoderne“. Er besaß die Sicherheit, mit dialektischem Denken eklektizistische Haltungen zu vermeiden.“
Dieter Schwerdtle erlernte den Beruf des Fahrzeugmotorenschlossers und war Absolvent der ABF. An der Hochschlule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee studierte er „Formgestaltung“ bei Prof. Rudi Högner, der 1963 das Diplom betreute, eine Verpackungsmaschine. Im Industriebereich der Nahrungs- und Genussmittelmaschinenindustrie bewegte sich die Gestaltungsarbeit Schwerdtles anfänglich weiterhin, so dass für ihn gilt, was Heinz Hirdina 1988 in seiner Monografie der Formgestaltung in der DDR schrieb: „Anfänge heutiger – auch unterbrochener – Kontinuität in der Gestaltung von Geräten und Maschinen liegen in den 60er Jahren.“(*) Heute werden die 1960er Jahre als Phase von Innovationsschüben in Wissenschaft und Industrie und Kultur auch in der DDR angesehen, mit großen Erwartungen an wissenschaftliche Planung und Leitung, an Kybernetik und ökonomische Rationalität. Zweifellos waren nicht wenige derer, die damals ihr Berufsleben begannen, von solchen hoffnungsvollen Vorstellungen geprägt.
(*) Heinz Hirdina, Gestalten für die Serie. Design in der DDR 1949-1985, Dresden 1988, S, 127, dazugestellt auf S. 126 die Abbildung der Diplomarbeit ‚Verpackungsmaschine EU 3‘ von Dieter Schwerdtle mit biographischen Angaben S. 388.
Foto: Eberhard Voigt, Dieter Schwerdtle und Erich John
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Prof. Eva Mücke:
Designerin, Zeichnerin, Hochschullehrerin
10. Mai 1937 – 12. August 2023
Die Mode hat eine leidenschaftliche und herausragende Gestalterin und Lehrende verloren. Mit großer Trauer gedenken wir Professorin Eva Mücke, die im August 2023 von uns gegangen ist.
Eva Mücke widmete ihr ganzes Berufsleben der Mode. Nach ihrer Lehre zur Damenschneiderin studierte Eva Mücke an der Fachhochschule für Bekleidung in Berlin und an der Kunsthochschule Weißensee. Sie arbeitete im Modeinstitut der DDR und verantwortete dort unter anderem die halbjährlichen Anleitungskollektionen für die Trikotagenfirmen der DDR.
Ihre engen Kontakte zur DDR-Textilindustrie nahm die Designerin mit in die Redaktion der Zeitschrift Sibylle, wo sie eigene Modellserien umsetzte und Modegrafik zeichnete.
1970 wurde sie Chefgestalterin des neugegründeten Handelsbetriebes EXQUISIT. Parallel dazu begann sie 1978 eine Lehrtätigkeit im Fachbereich Mode an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, ab 1982 als Dozentin für Modedesign. Ihre Berufung als Professorin erfolgte 1993.
Bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 2002 prägte sie maßgeblich das Fachgebiet Modedesign an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und inspirierte die Studierenden mit ihrem Wissen und ihrer Begeisterung für Mode im Spannungsfeld zwischen Alltagstauglichkeit und freiem Spiel der Fantasie: „Mein Anliegen war, die Ausbildung durch zwei Wege zur erproben. Einmal habe ich versucht, Auftragsarbeiten zu bekommen, zum Beispiel für die Jugendmode. Oder die Einkleidung des Schauspielhauses bis hin zum Empfangspförtner. Wir haben eine Einkleidung für ein ganzes Hotel gemacht, für alle gastronomischen Bereiche. … Und zum anderen hat mich ganz, ganz toll gereizt, Fantasieaufgaben zu machen. Wir haben oft ein Thema gestellt und es wurden nur Impressionsskizzen gezeigt. Ich wollte die Mode viel freier sehen, viel offener, auch bezüglich der Gewebe viel freier und offener. Und vielfältiger.“
Nach ihrer Pensionierung 2003 baute Eva Mücke erfolgreich eine Modeklasse an der Designschule in Schwerin auf. Und sie arbeitete bis ins hohe Alter als freie Künstlerin. Zeichnungen von Eva Mücke befinden sich heute in privatem und öffentlichem Besitz.
Im Oktober 2015 konnte ich für die Stiftung Industrie- und Alltagskultur ein langes Interview mit der großartigen Designerin und Hochschullehrerin aufzeichnen.
Mode, so Eva Mücke damals, war für sie immer mehr als das bloße Tragen von Kleidungsstücken:
„Mode ist Kultur. Ich wollte auch eine kulturvolle Kleidung, die etwas langlebig ist, die eine sehr gute Qualität hat. Und die den Alltag verschönert. Es ging ja auch darum, dass das ein Auftrieb im alltäglichen Leben war, wenn man wusste, man hat eine gute Ausstrahlung, man sieht gut aus.“
Und zurückblickend bekundete sie: „Ich habe ja immer gezeichnet, und ich habe mein Gebiet eigentlich nie verlassen. Von mir gibt es keine Landschaften. Aber von mir gibt es unglaublich viele Frauengestalten – in verrückten Roben. Also Kleider, die stauchen, die fallen. Leinen fällt anders als Seide. Es staucht, es knittert. Und da habe ich gemerkt, dass ich damit auch etwas ausdrücken kann über die Beschaffenheit des Menschen. Mich fasziniert die Zeichnung so sehr, weil ich da die Möglichkeit sehe, kleine Wahrheiten auszudrücken. Oder dermaßen zu überziehen, dass es eine gewisse Ambivalenz ergibt, Kuriosität.“
Gemeinsam blätterten wir im Oktober 2015 durch Ausgaben der DDR-Modezeitschrift SIBYLLE, erinnerten an die gestalterischen Möglichkeiten und Grenzen im Modeinstitut der DDR und im VEB Exquisit und freuten uns über die fantasievollen Entwürfe ihrer Studierenden.
Mit großem Respekt müssen wir uns von Eva Mücke verabschieden. Es bleibt Dankbarkeit für ein beeindruckendes Lebenswerk, dass in ihren Studierenden und in der Mode fortleben wird.
Christiane Hög,
Stiftung Industrie-und Alltagskultur
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Typograf, Schrift-, Buch- und Plakatgestalter Prof. GERT WUNDERLICH ist verstorben
* 18. November 1933 in Leipzig
† 15. August 2023 in Leipzig
Link zum Nachruf: Gert-Wunderlich-Nachruf-Presse-8-2023.pdf
Porträt-Foto: Georg Wendt
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Peter Smalun ist gestorben (2. Mai 1939 in Marienburg – 13. August 2023 in Ilmenau)
Wie wir mit großem Bedauern erfahren mussten, ist der Industrieformgestalter Peter Smalun nach langer, schwerer Krankheit am 13. August 2023 in Ilmenau gestorben.
Noch im Februar hatte er in einem langen Interview für die Stiftung Industrie- und Alltagskultur in seiner Personalausstellung im GoetheStadtMuseum Ilmenau über seine umfangreiche, die Porzellanindustrie der DDR prägende Arbeit berichtet.
Mit 14 Jahren hatte der im westpreußischen Marienburg geborene und im thüringischen Blankenhain mit seiner geflüchteten Familie gelandete Peter Smalun eine Lehre im VEB Weimar Porzellan begonnen. Mit dem Beruf Modelleur fand er seine Berufung – im lebenslangen Studium von Material und Technologie wie in der Formgestaltung von Porzellan. 1956, gleich nach Ende der Lehre, wurde er an die Fachschule für angewandte Kunst Sonneberg und von dort noch weiter an die Ingenieurschule für Keramik Hermsdorf/Thüringen delegiert und schloss 1962 als Gefäßgestalter dieses Studium ab. Thema seiner Abschlussarbeit: „Entwicklung und Herstellung eines Kaffeeservices unter Berücksichtigung der gestalterischen, technischen und ökonomischen Probleme zur Erreichung hoher Produktionsvorteile im Hinblick auf die Produktionsverhältnisse in der Porzellanfabrik Kalk Nachf., Eisenberg“. Unter dem Namen „Stella“ wurde das Kaffeeservice produziert. In der Porzellanfabrik Kalk wurde er Leiter der Modellabteilung und absolvierte parallel noch ein Teilzeitstudium als Dekor-Gestalter an der Ingenieurschule für Keramik Hermsdorf/Thüringen. 1964 kehrte Peter Smalun zum VEB Weimar Porzellan nach Blankenhain zurück. Für sein Teeservice Exquisit bekam er bereits 1965 eine erste Goldmedaille auf der Leipziger Messe. 1967 wurde er für zwei Jahre als Spezialist der Porzellanbranche nach Syrien geschickt, um in Damaskus den Aufbau eines Porzellanwerks zu unterstützen. Er war zuständig für die Modellabteilung, die Formgießerei und die Dekorabteilung sowie das Anlernen syrischer Mitarbeiter. 1971 beriefen die VVB Keramik Peter Smalun zur Mithilfe beim Aufbau des Neuen Porzellanwerkes „Graf von Henneberg“ in Ilmenau. Das neue Werk fasste mehrere in und um Ilmenau tätige Porzellanmanufakturen zusammen. Rund 2500 Mitarbeiter wurden ab 1973 in der größten und modernsten Porzellanfertigungsstätte der DDR beschäftigt. Peter Smalun wurde dort Abteilungsleiter für Formgestaltung. Neben zahlreichen eigenen Entwürfen brachte er auch die Entwürfe von Gestalterkollegen zur Produktionsreife. Und Peter Smalun setzte seine intensive Auseinandersetzung mit Porzellan fort – im Fernstudium an der Burg Giebichenstein – Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle schloss er 1979 als Diplom-Formgestalter ab. 1977 bis 1986 arbeitete Peter Smalun im VEB Eisen- und Hüttenwerke Thale als Forschungsingenieur, gestaltete Töpfe und Bräter aus emailliertem Stahl und entwickelte gemeinsam mit der TH Ilmenau und dem Glaswerk Ilmenau neue temperaturwechselbeständige Griffelemente aus dem innovativen Material Ilmavit. Seit 1986 schließlich war Peter Smalun als freischaffender Form- und Dekorgestalter mit eigener Atelierwerkstatt tätig, beschäftigte sich vorwiegend mit Fayencen und setzte bis in die letzte Zeit seine Entwurfsarbeit fort – so entstanden seit 2010 für einen iranischen Porzellanhersteller mehrere Service. Erst kürzlich entwarf Peter Smalun noch vier Vasenformen, die seine Tochter Susanne Smalun nun weiterführen wird.
In seinem erfolgreichen Arbeitsleben entwarf Peter Smalun an die 18 Geschirrserien und etwa 40 Einzelformen. Viele seiner Service und Zierporzellane fanden sich in Haushalten der DDR, ohne dass der Name ihres Entwerfers bekannt war. Ihre zeitlose Schlichtheit und funktionale Eleganz bestechen bis heute.
Von Susanne Katzenberg und Claudia Zachow wird eine umfangreiche Ausstellung vorbereitet, die ab 17. November 2023 auf der Leuchtenburg einen umfangreichen Einblick in sein Wirken geben wird.
Und die Stiftung Industrie- und Alltagskultur wird Peter Smalun in der Reihe der Gestalterporträts würdigen.
Christiane Hög
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Peter Smalun
Heinz Handschick gestorben
In der Nacht vom 21. zum 22.1.2022 ist der Zeichner, Grafiker und Illustrator Heinz Handschick verstorben. Der am 21.9.1931 in Schlepzig geborene und durch zahlreiche Film- und Ausstellungsplakate hoch geschätzte Grafiker hatte von 1951-1955 an der Fachschule für Graphik, Druck und Werbung in Berlin Gebrauchsgrafik studiert. Nach seiner Ausbildung war er zunächst als Zeichner für das Comic-Magazin „Mosaik“ beschäftigt. Seit 1957 war er als freischaffender Illustrator für Buchverlage und als Grafiker u.a. für das Fernsehen der DDR, den VEB Progress Filmverleih, die Staatlichen Museen zu Berlin, die Akademie der Künste und den Verband Bildender Künstler tätig.
Heinz Handschick vermochte es, in seinen Plakaten mit einer pointierten, manchmal mit hintergründigem Humor gepaarten Bildsprache zu werben. Sie zeichnet sich durch ein sicheres Gefühl für den ausgewogenen Zusammenklang von Bild und Schrift, für Rhythmus und Klarheit sowie den ausgeprägten Instinkt für die einer Aufgabe angemessene Form aus. Der Grafiker überraschte mit den Verfremdungen in seinen Ausdrucksfindungen und konnte mit neuen Bildmetaphern Irritationen provozieren. Mit Filmplakaten wie etwa zu Francois Truffaut’s „Das wilde Kind“ von 1981 oder Ausstellungsplakaten wie „Berliner Atelier, Kunsthandwerker und Formgestalter“ von 1981 und 1986, „Kunst und Form“ 1984 schrieb Heinz Handschick Plakatgeschichte. Unter den „100 besten Plakaten“ des noch heute stattfindenden Wettbewerbs waren regelmäßig die von Heinz Handschick, und oft gehörten sie zu den extra prämierten, wie auch von ihm gestaltete Bücher zu den als Schönste Bücher eines Jahrgangs ausgezeichneten zählten. 1983 erhielt er den Kunstpreis der DDR.
Nach 1990 wurde er Mitglied im Bund Deutscher Grafikdesigner. Zu den letzten Plakaten zählte das für die 1997 in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin organisierte Ausstellung „Julius Klinger. Plakatkünstler und Zeichner“. Heinz Handschick gehörte noch der Generation an, deren Handwerkszeug Pinsel, Stifte, Farbe und Klebstoff waren. Den Schritt in die digitale Entwurfsarbeit mochte er nicht gehen. Seit Ende der 1990er Jahre widmete er sich der freien Zeichnung und Malerei auf Papier. Er begann kleine Zeichnungen freier Formungen auf Leinwände und Papiergründe zu übertragen und in spannungsvolle Bildstrukturen zwischen Verdichtung und offenen Räumen zu verwandeln. Zu diesen Schwarzweiß-Arbeiten kamen in den letzten Jahren farbige Arbeiten hinzu, direkt mit dem Pinsel auf Papierbögen gemalte innere Landschaften, sensible Malereien, in denen sich eine eigener poetischer Bildkosmos öffnet. Für sein zeichnerisches Oeuvre erhielt er 2010 den Egmont Schaefer Preis für Zeichnung, der alle zwei Jahre vom Verein Berliner Kabinett e.V. vergeben wird.
Heinz Handschick wurde 90 Jahre alt.
Anita Kühnel
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Heinz Handschick
Der deutsche Formgestalter Prof. Karl Clauss Dietel ist gestorben – ein Nachruf
(* 10. Oktober 1934 in Reinholdshain bei Glauchau; † 2. Januar 2022 in Chemnitz)
Am Tag nach seiner Email mit herzlichen „jahresanfangsgrüßen“ erreichte uns die Nachricht, dass Karl Clauss Dietel nicht mehr lebt. Wir trauern um einen hochgeschätzten und namhaften Kollegen. Karl Clauss Dietel zählte in Ost und West zu den bekanntesten und wichtigsten deutschen Formgestaltern.
Er gehörte zur ersten Absolventen-Generation diplomierter Industrie-Formgestalter der Berliner Kunsthochschule Weißensee. Frühzeitig machte er sich zusammen mit Lutz Rudolph und Dieter von Amende selbständig. Mit gemeinsamen und eigenen Entwürfen prägte er Alltag und Produktgestaltung, Fahrzeuge, Maschinen und Investitionsgüter, Wohn-, Arbeits- und Stadtumwelt in der DDR. Heute sind viele davon heiß begehrte Klassiker des Designs. Dietel, mit zahlreichen Ehrungen und Designpreisen der DDR geehrt, arbeitete auch nach dem Systemwechsel weiter. Und mit entschiedener, dezidiert kritischer Haltung gegenüber Nachlässigkeiten und Verschweigen setzte er sich nach dem Mauerfall auch für eine ernsthafte historische Erforschung der Nachkriegsjahrzehnte in Ostdeutschland ein. 2014 wurde er vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit dem gesamtdeutschen Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Clauss Dietel war der Sammlung industrielle Gestaltung und der Stiftung Industrie- und Alltagskultur seit ihrer Gründung 1990 eng verbunden. Nur weniges soll hier darüber gesagt werden, was Clauss Dietel über lange Jahre in die Zusammenarbeit mit der Stiftung als Förderer und als wissenschaftlicher Beirat für Produktgestaltung einbrachte: Sein Wissen um Gestaltungsprozesse, seine kritische Instanz im Hinblick auf Ausstellungen, Veröffentlichungen, Gestaltungsdiskussionen und Gesellschaftsvisionen, seine anregenden wachen, klaren Gedanken.
Dietel war von Anfang an auch beteiligt an der Projektarbeit der Stiftung, ein „Archiv ostdeutscher Formgestalter“ mit Video- und Audio-Interviews, Texten und Links aufzubauen, die im Internet publiziert werden. Auf unserer Webseite „Design in der DDR“ ist Karl Clauss Dietel neben vielen anderen DDR-Gestaltern gut vertreten.
https://www.stiftung-industrie-alltagskultur.de/projekte/design-in-der-ddr/gestalter/karl-clauss-dietel/
https://www.stiftung-industrie-alltagskultur.de/projekte/design-in-der-ddr/interviews/karl-clauss-dietel/
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass auch die bisher größte Dietel-Ausstellung „Clauss Dietel und Lutz Rudolph: Gestaltung ist Kultur. Eine Werkausstellung“ 2002/2003 in der Sammlung industrielle Gestaltung auf der Kulturbrauerei in Berlin stattfand, ebenso wie die begleitende Publikation konzeptionell und finanziell von der Stiftung gefördert.
https://www.stiftung-industrie-alltagskultur.de/sammlung-industrielle-gestaltung/ausstellungen/
Die gelungene Übergabe 2019 der für das Gebiet der DDR und Ostdeutschlands fachlich einzigartigen Sammlung Dietel mit über 8800 Exponaten an die Kunstsammlungen Chemnitz konnte die Stiftung tatkräftig unterstützen. Diese Sammlung dokumentiert die starke Verbindung der Gestalter mit der Industrie. Ihr Einfluss reichte über Einzelprodukte hinaus, erstreckte sich auf langfristige Produktplanungen, auf den Maschinen- und Gerätebau bis hin zur Arbeitsumweltgestaltung und weiter in den öffentlichen Raum auch der Industriestädte. Im Zeitalter der De- und Reindustrialisierungen beweisen viele dieser auf Gebrauch und auf die damit zusammenhängende „offene Form“, auf „Langlebigkeit“, „Gebrauchspatina“ orientierten Gestaltungen ihre bleibende Aktualität und den umfassenden Rahmen seines Wirkens.
In einem Podiumsgespräch der Stiftung unter dem Titel „Ausgebremst und durchgestartet? – Trabant, Golf & Co im geteilten Deutschland“ diskutierte Clauss Dietel 2010 in der Kulturbrauerei Berlin mit Michael Conrad (Ostfildern) – dem Designer des legendären Autonova Fam, mit Eckberth von Witzleben von der Stiftung AutoMuseum Volkswagen (Wolfsburg) und Prof. Dr. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Auch das einflussreiche Wirken von Clauss Dietel als Lehrer an verschiedenen Hoch- und Fachschulen der DDR und später der BRD muss angesprochen werden. Noch 2010 war er als beratender Fachexperte für Transportation Design im Studienprojekt „Urban E-Mobilty“ an der Hochschule Wismar, University of Applied Sciences tätig, das unter Leitung von Prof. Cornelia Hentschel in Zusammenarbeit mit der Volkswagen AG Wolfsburg an der Fakultät Design stattfand.
Karl Clauss Dietel wird uns fehlen.
Cornelia Hentschel für die Stiftung Industrie- und Alltagskultur
Karl Clauss Dietel im Oktober 2021 in den Kunstsammlungen Chemnitz. Foto: Renate Keil
Der Formgestalter Karl Clauss Dietel
Während mich, noch im Oktober, Karl Clauss Dietel durch die Ausstellung seiner Werke in den Kunstsammlungen Chemnitz führte, bemerkte ich: „Jetzt endlich bist du nicht im Technikmuseum, sondern bei den Bildenden Künsten angekommen.“ Er korrigierte: „Nein, das ist noch keine Ankunft – erst wenn meine Simson und meine Erika mit den Bildwerken zusammen ausgestellt werden. Hier ist der Tafelbildzentrismus nicht überwunden.“
Das war das Credo, das er von dem Bauhäusler Selman Selmanagic an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee übernommen hatte: Die „Verzahnung“ von Kunst und Technik, die ihm erlaubte, sich über Schranken des Systemdesign hinwegzusetzen. Er wählte dafür den Begriff „poetischer Funktionalismus“, der ihm das weite Vokabular künstlerischer Formgebung eröffnete. Deshalb löste er sich vom Baukastensystem bei Heliradio und setzte die Kugellautsprecher so entschieden von den Radiogeräten ab. Und die schlecht verfugten Plattenbauten lehrten ihn, dass große Fugen auch bei Trabantmodellen zu Formmerkmalen taugen konnten. Die Hohlkehle zählt dazu, als „Dietel‘sche Kehle“ eben.
„Komm! ins Offene, Freund!“ – Friedrich Hölderlin hat ihn dorthin gelockt, und ebenso Hans Arp mit freien Reliefformen, die Formbeziehungen ganz zwanglos andeuten. Aus dem Formprinzip dieser Offenheit, die Dietel zu seinem „offenen Prinzip“ gemacht hat, beziehen die Simson-Mokicks ihre leichte und farbige Eleganz.
Der Zug ins Offene hat Dietel vom AIF fern gehalten und ihn zum VBK gezogen. Dort fanden die freiberuflichen Gestalter zu ihrer Beweglichkeit – trotz der Grenzen, die ihnen das AIF zu ziehen suchte. Karl Clauss Dietel, Lutz Rudolph, Dieter von Amende bildeten das „Kollektiv 3 f“, das über Jahrzehnte für die volkseigenen Betriebe arbeitete. Betriebe, in denen Wissenschaftler, Konstrukteure und Direktoren mit neuen Entwicklungen den Gestaltern viel Spielraum boten. Dazu zählen Bodo Hempel bei Heliradio, Werner Lang beim VEB Sachsenring, Ewald Dähn beim VEB Simson, Nikolaus Lehmann an der TH Dresden.
Die seriell gefertigten Produkte wenden sich ihren Nutzern zu. Mit ihren Schrauben zeigen die frühen Heliradios ebenso offen, wie die Möbel von Rudolf Horn, dass sie montiert sind. Diese den Nutzern zugewandte Form hat zu einer geistigen Verständigung geführt. Dietel spricht über das offene Prinzip und Horn darüber, dass der Nutzer der Finalist sei. Die Nutzer werden gegenüber ihren Produkten ermächtigt. Für Langlebigkeit, Leichtigkeit und Lebensfreundlichkeit setzte sich Dietel ein, für die kleinen, zurückhaltenden Dinge, die den Menschen Größe zubilligen.
Die Gegenwart und Zukunft sah Dietel vor dem Hintergrund einer großen Vergangenheit. Als aus dem Westen kommender habe ich erfahren, welche Bedeutung für ihn die Industrieregion zwischen Dresden, Chemnitz und Leipzig hatte, wo ein Rasmussen Autos mit Frontantrieb bauen ließ, wo die Fabriken von Greve mit ihren Buchungsmaschinen Weltmärkte eroberten, und wo die Esche-Familie mit Henry van de Velde und Edvard Munch die künstlerische Moderne nach Chemnitz holte.
Zuletzt: Im Osten Deutschlands wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Versuch unternommen, mit planwirtschaftlichen Methoden eine ganze Volkswirtschaft zu lenken. Dies geschah unter schwierigen Anfangsbedingungen und einer Planungsbürokratie, die diesem großen Prozess zunehmend hemmend gegenüber stand. Viele der jahrzehntelangen Entwurfsarbeiten Dietels standen in engem Zusammenhang mit dieser Steuerung der Industriezweige. Sie reichte vom privaten Rundfunkgeräte-Fabrikanten, dessen Manufakturbetrieb später verstaatlicht wurde, dem PKW-Produzenten, der von vorbildlichen Funktionsmustern keines in Serie brachte, dem Zweirad-Hersteller, bei dem bis in die 1980er Jahre moderne Fahrzeuge vom Band gingen, bis zu dem Verbund von Fabriken, die mit einem Großrechner die elektronische Datenverarbeitung in Gang setzten. Ist in diesem kleinen Land neben dem Gelungenen vieles misslungen, was auch auf diesem kleinen Planeten misslingt? Aus seiner lebenslangen Erfahrung als Gestalter in der Industrie hat Dietel Gebrauchsanweisungen geschrieben, die auch für diesen Planeten brauchbar sind.
Karl Clauss Dietel ist am 2. 1. 2022 in Chemnitz gestorben.
Walter Scheiffele
Zeitzeugen-Interviews zur Ausstellung
mit Lieselotte Kantner, Regina Gebhard und Erwin Andrä
Ausschnitte aus Gesprächen mit Christiane Hög und Cornelia Hentschel
Video-Dauer ca. 24 min
die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung
25. März bis 30. August 2021
im Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Die Ausstellung ist eine Kooperation der Stiftung Industrie und
Alltagskultur mit dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge.
Projektleitende Kuratorin: Cornelia Hentschel
Kuratorische Mitarbeit: Renate Flagmeier
Ausstellungsgestaltung: Richard Anger, Jürgen Neugebauer
Ausstellungs- und Werbegrafik: GRAFISCH Berlin
Ausstellungstexte: Renate Flagmeier, Cornelia Hentschel,
Walter Scheiffele, Jens Semrau
Projektassistenz und Dia-Show: Peggy Truxa
Interviewfilm: Christiane Hög
Leihverkehr und Recherche Bildrechte: Rita Wolters
Vermittlung/Kulturelle Bildung: Dorothea Leicht
Rahmenprogramm: Renate Flagmeier, Frithjof Meinel, Jens Semrau
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Markus Hengelhaupt,
Cornelia Hentschel, Imke Volkers
Fotografie: Armin Herrmann
Reprofotografie: Johannes Kramer
Restauratorische Betreuung: Sabrina Zoppke
Ausstellungsproduktion/-technik: Jan Hendrik Arnold, Stephan Bauer,
Wiebke Hagenauer, Steffen Hahn, Maximilian Kloiber,
Christian Mayrock und Team Museum
Übersetzungen: Tony Crawford, Anna Cummings
Finanzen: Christel Barleben
Wir danken allen Leihgeber*innen:
Sammlung industrielle Gestaltung / Stiftung Haus der Geschichte
der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
Sächsisches Industriemuseum Chemnitz
Sammlung Richard Anger, Hoppegarten
Marianne Brandt-Gesellschaft e. V., Chemnitz
Deutsche Fotothek
Deutsches Architektur-Museum Frankfurt a.M.
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Nachlass Albert Krause, Fam. Krause, Halle (Saale)
Leipziger Messe GmbH, Leipzig
Privatarchiv Hein Köster, Berlin
Privatarchiv Susanne Schrader, Berlin
Archiv Lieselotte Kantner, Hamburg
Privatarchiv Uwe Stuck † und Thea Stuck, Zossen
Privatarchiv Cornelia Hentschel, Berlin
Privatarchiv Walter Scheiffele, Berlin
Privatarchiv Claudia Kubatzki, Berlin
Privatarchiv Anna Franziska Schwarzbach, Berlin
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Dieses Projekt wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage der von den Abgeordneten vom Berliner Senat beschlossenen Haushalte.
Für die Unterstützung von Ausstellung und Publikation danken wir:
Herzlichen Dank an alle weiteren Partner*innen und Helfer*innen.
Karl Clauss Dietel
Karl Clauss Dietel am 14.10.2021 bei der Eröffnung der Ausstellung „Deutsches Design 1949–1989. Zwei Länder, eine Geschichte“ in der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden. Foto: Elisabeth Krause
VERLÄNGERT BIS ZUM 30. AUGUST 2021!
die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung
Ausstellung vom 25. März bis 30. August 2021
im Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin
Klare, schnörkellose Formen und sorgfältig detaillierte Konturen zeichnen die Industrie-Entwürfe am Institut für industrielle Gestaltung 1950-1952 aus, entwickelt unter der Leitung des niederländischen Architekten und Designers Mart Stam. Stam, der in der Zwischenkriegszeit am Bauhaus und in der Sowjetunion wirkte, wollte nach dem Krieg diese funktionale Moderne in der Produktkultur der sowjetischen Zone bzw. der frühen DDR verwirklichen. Das Projekt des Transfers der Zwischenkriegsmoderne wurde schnell abgebrochen – Stam wurde von der DDR-Führung als „Formalist“ bezeichnet und 1952 seines Postens als Leiter des Instituts enthoben. Aber der politische und vor allem ökonomische Druck führte Ende der 1950er Jahre zu einer neuerlichen Öffnung der DDR-Kulturpolitik zumindest auf der Ebene des Produktdesigns.
Die modernen Tendenzen in den Anfangsjahren der DDR werden noch bis Anfang August in der Ausstellung „die frühen jahre“ im Werkbundarchiv in Kooperation mit der Stiftung industrie- und Alltagskultur vorgestellt.
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Formensprache in Geometrie und Theorie
Nachruf auf Prof. Alfred Hückler
Im Jahr vor seinem 70. Geburtstag würdigte eine Ausstellung „Mathematik Keramik Designgeometrie“ die Lehre von Prof. em. Alfred Hückler in dieser einzigartigen Fachdisziplin, die er selbst entwickelt hatte, „um damit einer formalen Willkür und Beliebigkeit in der Formentwicklung zu begegnen“(1). Für diese Ausstellung in der Urania Berlin (September bis Oktober 2000) hatte ich studentische Arbeiten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee aus dem Lehrgebiet Designgeometrie zusammengestellt. Prof. Alfred Hückler war Ingenieur, Industriedesigner und einer der wichtigsten deutschen Designtheoretiker, bedeutender Hochschullehrer und 1991 bis 1996 Rektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und in den letzten Jahren erfolgreicher konstruktivistischer Künstler mit umfangreichem Werk. Seine Lehre schloss mathematische, naturwissenschaftliche und technische Disziplinen mit Aspekten des Gebrauchs, der Funktionsweise und der Herstellbarkeit ein. Sie führte zu einem modernen Funktionalismus.
Mit seiner Lehre prägte er Generationen von Designabsolventen der KHB nachhaltig. Sein liberales Weltbild und seine Lehre eröffneten an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee einen Raum des freien Denkens, wie er in der ostdeutschen Hochschullandschaft nicht selbstverständlich war.
Er ist am 3. März, kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres nach langer, schwerer Krankheit in Berlin gestorben.
Der Berliner Alfred Hückler wurde am 25. April 1931 geboren. Er wuchs in einer Eisenbahnerfamilie in Berlin-Buchholz auf, machte nach dem Krieg Abitur, ging zum Studium der Feinwerktechnik an die Berliner Ingenieurschule Gauß, die er 1954 als Ingenieur abschloss. Von nun an konstruierte und entwarf er in der Industrie mechanische, optische und elektronische Geräte. Seit 1964 engagierte er sich in diversen Fachgremien und Jurys wie dem Forschungsrat und dem Rat für Gestaltung für interdisziplinäre Formenentwicklung. In enger Zusammenarbeit mit Professor Rudi Högner, der an der „Kammer der Technik“ einen zweijährigen Lehrgang zur Designausbildung von Ingenieuren mit der Schwerpunktsetzung Technisches Design ins Leben gerufen hatte, untersuchte Hückler systemisch orientiertes Entwerfen von Produkten und Prozessen. 1965 dann zum Leiter der zentralen Arbeitsgemeinschaft „Technische Formgestaltung“ der Kammer der Technik berufen, vermittelte Alfred Hückler in Lehrgängen, Entwurfsseminaren, Publikationen Gestaltungsgrundlagen zu Gebrauch und Formfindung. Damit nahmen auch seine Beiträge zur Designtheorie und Fachpublizistik ihren Anfang. Folgerichtig legte Hückler 1971/1972 bei Prof. Rudi Högner zusätzlich ein Diplom auf dem Gebiet der industriellen Formgestaltung an der Kunsthochschule Berlin ab.
Bereits 1970 holte Prof. Högner Alfred Hückler an die Weißenseer Hochschule. Ab 1970 durchgehend bis 1996 lehrte er hier Design als grundständige, integrierende und zugleich kooperative Disziplin einer „Ästhetik der Sachverhalte“, das Entwerfen und Gestalten von einfachen bis hochkomplexen Produkten. In dem von ihm schon 1978 in Berlin eingeführten Lehrgebiet Designgeometrie verband Hückler das Primat des Gebrauchens mit seinen extensiven Erkundungsarbeiten zur „Minimalform“ und zur Stapelform, zu Produktevolution, Designmethodik, Formanalyse, Formensprache, Designästhetik u.a. Mit über 70 Publikationen und seinen praktischen Hochschularbeiten nahm Alfred Hückler auch international auf die Vermittlung von Entwurfsprozessen Einfluss. Die grenzüberschreitende Wirksamkeit seiner Lehre konnte er besonders während verschiedener Lehraufträge und Seminare in Oslo, Rovaniemi, Prag und Raleigh überprüfen. Auch an den ICSID-Veranstaltungen in London, Moskau, Norwegen und Finnland nahm er teil. 1981 erhielt Alfred Hückler den Designpreis der DDR.
„Besondere Verdienste erwarb sich Alfred Hückler … nach dem Beitritt der ostdeutschen Länder zur Bundesrepublik als gewählter Rektor der Kunsthochschule Berlin“ für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Hochschule. „Der Umfang, die Tiefgründigkeit und die konsequente Lauterkeit, mit der sich in den 1990er Jahren die notwendigen Evaluierungen des Hochschulbetriebes in Berlin-Weißensee vollzogen, waren und bleiben nach Einschätzungen vieler Fachleute in ihrer Seriosität und Effizienz beispielhaft für die gesamte deutsche Hochschullandschaft.“ (2)
Seit 1981 vor allem entwickelte Alfred Hückler im Kontext seiner wissenschaftlichen Arbeit zur „Ästhetik der Sachverhalte“ seine Konstruktiven Grafiken und Skulpturen, die in Einzelausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen und öffentlichen Sammlungen zur Konstruktiv-Konkreten Kunst gezeigt und gesammelt wurden, u.a. im Mies van der Rohe Haus Berlin, im Mathematikum in Gießen, im Museum Kulturspeicher Würzburg, im Kupferstichkabinett Dresden, im Landesmuseum Braunschweig.
Die Kunstwerke, die an signifikanten geometrischen Zusammenhängen formaler Gestaltung ausgerichtet sind, üben unvermeidlich auf jeden Rezipienten eine hohe Anziehungskraft aus. Entstanden sind sie, um eigenständige ästhetische Wirkungen in der Entwicklung von Grundgeometrien und Formanlagen bei der Produktgestaltung zu erkennen und zu variieren. Sie tun das mit schöpferischem Ideenreichtum, mit detailgenauer spielerischer Intensität und einer erstaunlichen visuellen Leichtigkeit.
Mit seiner Arbeit gelang es Alfred Hückler eine wegweisende Synthese zwischen Wissenschaft, Kunst und Industriedesign herzustellen.
Alfred Hückler hinterlässt einen umfangreichen Nachlass aus den verschiedenen Epochen seines Schaffens. Dabei sind Materialien aus seiner Lehre, Bildsammlungen seiner hoch geschätzten Diavorträge und viele eigene Werke, die zum Teil bereits in Ausstellungen zu sehen waren.
Mit Alfred Hückler verliert die Design-Szene einen überaus renommierten und vor allem vielseitig anregenden Designtheoretiker, -lehrer und –wissenschaftler.
Cornelia Hentschel, 9. April 2021
(1) http://prof-alfred-hueckler.de/biografie.html
(2) Das große Lexikon DDR-Design, KOMET Verlag, Köln 2007, S.142
Foto: Alfred Hückler an seinem 80. Geburtstag 2011, Fotografie M. Sohn
„Geometriken“. Ernst Wasmuth Verlag. Tübingen 2014. Gestaltung, Satz: Thomas Hofmann
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Ausstellung der Stiftung Industrie und Alltagskultur vom 25. März bis 02. August 2021
im Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin
die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung
Nach langer Verschiebung können wir am 25. März die Ausstellung unter den geltenden Hygienemaßnahmen öffnen. Der Einlass in das Museum ist momentan nur mit einem Online-Ticket möglich. Der Vorverkauf beginnt ab sofort unter https://www.museumderdinge.de/online-tickets#/
Die Ausstellung die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung widmet sich der Aufbruchsphase der industriellen Gestaltungskultur in der DDR und dabei insbesondere dem Engagement des niederländischen Architekten Mart Stam für eine konsequente Modernisierung der Produktwelt. Das von Stam 1950 an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee gegründete Institut für industrielle Gestaltung prägte das ostdeutsche Design nachhaltig. Alltagsgegenstände sollten sowohl funktionsgerecht gestaltet, industriell herstellbar sowie von hoher Qualität sein. Die Ansätze Mart Stams und seines Kreises bestechen hierbei durch eine am Funktionalismus orientierte Klarheit. Das kurzzeitige, jedoch nachhaltige Wirken Mart Stams an der Berliner Hochschule stand unter ungünstigen Vorzeichen. Seitens der SED-gelenkten Kulturpolitik der DDR sah sich Stam – als Verfechter der modernen Form in der Bauhaus-Tradition – schon bald mit dem Vorwurf des „Formalismus“ konfrontiert. Mitte 1952 wurde er seines Postens als Institutsleiter enthoben und verließ kurze Zeit später die DDR.
die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung zeigt kaum bekannte
Entwurfszeichnungen, Modelle und Produkte aus jener Aufbruchsphase des ostdeutschen Designs, darunter Originalskizzen von Mart Stam und dessen Mitarbeiter*innen am Institut wie Marianne Brandt und Max Gebhard.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Stiftung Industrie- und Alltagskultur mit dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge und wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert.
English Version
After a long break, we will be able to open the exhibition on March 25 under the current hygiene regulations.
For the time being, admission to the museum is only possible with an online ticket. Pre-sales start now.
the early years. mart stam, the institute and the collection industrial design
2020_MDD_Pressemappe_Die frühen Jahre_DEU_6
2020_MDD_Pressemappe_Die frühen Jahre_DEU_2
Duration: 25 March to 2 August 2021
The Exhibition the early years. mart stam, the institute and the collection industrial design is devoted to the emergent phase of East German industrial design culture, and in particular to the Dutch architect Mart Stam’s advocacy of a thoroughgoing modernization of the product world.
The Institute of Industrial Design, founded by Stam in 1950 at the College of Applied Arts in the eastern borough of Weißensee, Berlin, had a lasting influence on East German product design. The Institute was dedicated to the design principles of function, industrial manufacturing, and high quality. The approaches of Mart Stam and his circle stand out in terms of their clarity.
Mart Stam’s brief but influential engagement at the design institute was ill-fated: as a proponent of modern design in the Bauhaus tradition, Stam was soon accused of “formalism” by the Party-controlled institutions of East German cultural policy. In mid-1952, he was dismissed as director of the institute, and he left East Germany a short time later.
the early years. mart stam, the institute and the collection industrial design is the first major exhibition in this thematic context to present little-known drawings, models and products from the early phase of East German design, including original sketches by Mart Stam and his colleagues at the institute like Marianne Brandt and Max Gebhard.
The exhibition is a cooperation project of the Stiftung Industrie- und Alltagskultur with the Werkbundarchiv – Museum der Dinge and is supported by the Hauptstadtkulturfonds.
Abb. 1: Kragstuhl aus Gasrohren, Vormodell, entworfen von Mart Stam 1926, Rekonstruktion Richard Anger 2020, 1927 zeigte Mart Stam den Prototyp seines weiter entwickelten Kragstuhles in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung, Sammlung Stiftung Industrie- und Alltagskultur, Foto: Armin Herrmann.
Abb. 2: Stapelkännchen, Entwurf: Albert Krause, 1950/51, Institut für industrielle Gestaltung, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Sammlung industrielle Gestaltung, Foto: Johannes Kramer.
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AUSSTELLUNG UND PUBLIKATION
„die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung“
Geplante Laufzeit der Ausstellung vom 25. März 2021 bis 02. August 2021
im Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin
Die Ausstellung „die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung“ soll nach mehrmaliger Verschiebung in der Zeit vom 25. März 2021 bis 02. August 2021 für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Wir hoffen, dass der Termin gehalten werden kann, letztlich sind wir von der Pandemieentwicklung und deren Folgen abhängig.
Die begleitende und gleichlautende Publikation, herausgegeben von Cornelia Hentschel, Walter Scheiffele, Jens Semrau im Auftrag der Stiftung Industrie und Alltagskultur (Hg.) anlässlich des 30jährigen Gründungsjubiläums der Stiftung, liegt bereits vor und ist bei der Stiftung Industrie- und Alltagskultur, im Buchhandel sowie beim LUKAS Verlag zu erwerben (ISBN 978-3-86732-377-2, Preis 36,– €).
Ausstellungsbegleitband mit Beiträgen von Hildtrud Ebert, Renate Flagmeier, Thomas Flierl, Cornelia Hentschel, Hein Köster, Ann Kristin Kreisel, Werner Möller, Walter Scheiffele und Jens Semrau.
Die Ausstellung DIE FRÜHEN JAHRE. MART STAM, DAS INSTITUT UND DIE SAMMLUNG INDUSTRIELLE GESTALTUNG thematisiert die Aufbruchsphase der industriellen Gestaltungskultur in der DDR und insbesondere die Arbeit Mart Stams für eine konsequente Modernisierung der Produktwelt und die institutionelle Förderung einer neuen Industriekultur. Um 1950 bestanden innerhalb einer durch Kriegsfolgen bedingten Mangelwirtschaft vielerlei Gestaltungsintentionen, Produktformen, Entwicklungsstadien nebeneinander. Die Klarheit der Ansätze Stams und seines Kreises steht erkennbar für sich. Das Institut für industrielle Gestaltung prägte in der kurzen Zeit seines Bestehens von 1950 bis 1952 mit seiner starken Ausrichtung auf eine industrielle, funktions- und technologiegerechte, gleichzeitig gediegene und bescheidene dauerhafte Gestaltung von Alltagsgegenständen maßgeblich das ostdeutsche Produktdesign, nachwirkend bis in die späten Jahre der DDR. Betrachtet wird aber auch die Folgeentwicklung, als das umbenannte Institut für »angewandte Kunst« weniger moderne, dafür
mehr handwerklich-dekorative Formen durchzusetzen versuchte. Die Ausstellung wird die konfliktreichen kulturpolitischen Verhältnisse und das Nebeneinander von modernen und weniger modernen Gestaltungstendenzen verdeutlichen.
Buchtitel. Layout: Grafisch, Berlin 2020. Abb.: Entwurfszeichnung Stapelkännchen von Albert Krause, Institut für industrielle Gestaltung, 1950; Signet des Institutes für industrielle Gestaltung.
Das Kooperationsprojekt wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert.
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VERSCHOBEN!!
DIE FRÜHEN JAHRE. MART STAM, DAS INSTITUT UND DIE SAMMLUNG INDUSTRIELLE GESTALTUNG
Eröffnung der Ausstellung am 21. Januar 2021 im Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin
Ab 21. Januar 2021 zeigen wir in Kooperation mit dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge die Ausstellung DIE FRÜHEN JAHRE. MART STAM, DAS INSTITUT UND DIE SAMMLUNG INDUSTRIELLE GESTALTUNG zur Aufbruchsphase der industriellen Gestaltungskultur in der DDR und insbesondere zur Arbeit Mart Stams für eine konsequente Modernisierung der Produktwelt und die institutionelle Förderung einer neuen Industriekultur. Um 1950 bestanden innerhalb einer durch Kriegsfolgen bedingten Mangelwirtschaft vielerlei Gestaltungsintentionen, Produktformen, Entwicklungsstadien nebeneinander. Die Klarheit der Ansätze Stams und seines Kreises steht erkennbar für sich. Das Institut für industrielle Gestaltung prägte in der kurzen Zeit seines Bestehens von 1950 bis 1952 mit seiner starken Ausrichtung auf eine industrielle, funktions- und technologiegerechte, gleichzeitig gediegene und bescheidene dauerhafte Gestaltung von Alltagsgegenständen maßgeblich das ostdeutsche Produktdesign, nachwirkend bis in die späten Jahre der DDR. Die Ausstellung wird die konfliktreichen kulturpolitischen Verhältnisse und das Nebeneinander von modernen und weniger modernen Gestaltungstendenzen verdeutlichen.
Abb.: Entwurfsarbeiten für keramische Erzeugnisse, entstanden zum überwiegenden Teil unter der Leitung von Mart Stam.
Foto: Franziska Adebahr.
Das Kooperationsprojekt wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert.
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Ausstellung im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Schloss Pillnitz | 27.06. – 1.11.2020
SCHÖNHEIT DER FORM. DIE DESIGNERIN CHRISTA PETROFF-BOHNE
Hotel- und Tafelgeräte, Entwurf 1959-1962, Herstellung VEB Auer Besteck- und Silberwarenwerke ab 1961, Chromnickelstahl
Foto: Georg Eckelt
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Ausstellung im Bauhaus-Gebäude Dessau | 26.06–23.08.2020
BAUHAUS SHANGHAI STALINALLEE HA-NEU | Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick
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DIE VERANSTALTUNG WIRD WEGEN DER CORONA-EPIDEMIE VERSCHOBEN
Sonderausstellung „HORST HARTMANN – Form Funktion Farbe“ im Museum Formgestaltung in der DDR / Wernigerode, Gießerweg 2a
Eröffnung am 22. März 2020 um 13 Uhr
Die Sonderausstellung „Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR“ geht in die Verlängerung! Die Ausstellung wird noch bis zum 8. März 2020 in Eisenhüttenstadt zu sehen sein
Günter Höhne stellt überraschende Recherche-Ergebnisse zum Lebens- und Schaffensweg des heute weithin unbekannten Bauhäuslers, Architekten und Formgestalters Robert Lenz vor. Lenz, 1907 im baden-württembergischen Schopfheim geboren und 1964 in Berlin-Lichtenberg gestorben, studierte am Bauhaus in Dessau. In den ersten Nachkriegsjahren wurde er als Architekt hoch gelobter Siedlungs- und Schulbau-Projekte besonders in Brandenburg aktiv, fiel aber 1950 der so genannten „Formalismusdebatte“ in der DDR zum Opfer. Ab Ende der 1950er Jahre arbeitete Robert Lenz als freiberuflicher Industrieformgestalter. In dieser Zeit verband ihn eine enge Freundschaft mit dem Holzbildhauer Hans Brockhage, an dessen Schwarzenberger Wohn- und Atelierhaus-Umbau er als Architekt maßgeblich mitarbeitete. Zeugnisse von Lenz‘ Architekturschaffen in Brandenburg sind noch heute u.a. im Park Babelsberg mit drei Laubengang-Studentenwohnheimen sowie auf dem Gelände der Europa-Schule in Storkow präsent.
Kunstsammlungen Chemnitz beschließen den Erwerb der Sammlung Prof. Karl Clauss Dietel
Die Stiftung Industrie- und Alltagskultur konnte im Kontakt mit der Oberbürgermeisterin in Chemnitz die Übernahme der Sammlung Dietel aktiv unterstützen. So schreibt Karl Clauss Dietel am 27.12.: „… großen dank … der STIFTUNG für die unterstützung durch euren brief an unsere OB wegen überlassung meiner sammlung. das hat nun endlich ein gutes ende gefunden, kurz vor weihnachten unterschrieb ich den vertrag dazu bei den kunstsammlungen….“
Aus der Begründung des Kulturauschusses Chemnitz vom 26.9.2019 (sinngemäß wiedergegeben):
Prof. Karl Clauss Dietel gehört zu den bekanntesten und wichtigsten deutschen Formgestaltern. Er entwarf beliebte und heiß begehrte DDR-Klassiker, wie die SIMSON MOCKICKS S 50/51 und den SIMSON-ROLLER SR50 zusammen mit Lutz Rudolph. Dietel entwickelte den GRUNDENTWURF für den WARTBURG 353 und mit Lutz Rudolph die INNENGESTALTUNG. Für die Sachsenring Automobilwerke Zwickau/Automobilwerk Eisenach gestalteten Dietel und Rudolph sieben TRABANT-NACHFOLGEENTWÜRFE. Auch ihre HELIRADIO-Rundfunkgeräte sind heute zu Design-Klassikern avanciert. Auf Karl Clauss Dietel gehen sämtliche Entwürfe der ERIKA-SCHREIBMASCHINEN zurück. Als führender Formgestalter erhielt Dietel 2014 den Bundesdesignpreis für sein Lebenswerk. Dietel habe, so die Jury, die ostdeutsche Designentwicklung bis zur Jahrtausendwende maßgeblich mitgeprägt.
Dietel nahm an zahlreichen (inter)nationalen Ausstellungen teil und wurde mit vielen Preisen und Ehrungen bedacht. Der Hauptteil seiner freien künstlerischen Arbeiten findet sich in Chemnitz im öffentlichen Raum, u.a. vor dem Sächsischen Industriemuseum, in der Oper, am Grab von Marianne Brandt und am Haus des Schriftstellers Stefan Heym, um nur einige Standorte zu nennen. Seine Designklassiker sind in bedeutenden Museen deutschlandweit vertreten, wie der Pinakothek der Moderne in München, dem Haus der Geschichte in Bonn, dem Kunstgewerbemuseum Dresden, dem Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig, der Sammlung für Industrielle Gestaltung Berlin oder dem Museum August Kestner in Hannover.
Die Kunstsammlungen Chemnitz sichern mit dem Erwerb die außerordentliche Sammlung Dietel als herausragendes Konvolut der Designgeschichte für die Stadt und die Region. Mit der Übernahme verbindet sich das Ziel, neben den Prototypen und Modellen insbesondere auch das zeichnerische Œuvre zusammen mit dem Gestalter zu dokumentieren. Karl Clauss Dietel, der am 10. Oktober 2019 seinen 85. Geburtstag beging, ist vital daran interessiert, seine Sammlung in »gute Hände« und »kommentiert“ zu übergeben. Für die Kunstsammlungen Chemnitz und das Sächsische Industriemuseum wird mit dem kommentierten Erwerb der Sammlungsbestand im Bereich Design und industrielle Formgestaltung der DDR und darüber hinaus entschieden und profilbildend gestärkt.
Die Sammlung Dietel soll in den Museen der Stadt Chemnitz dauerhaft präsentiert werden sowie für (inter-)nationale Ausstellungsvorhaben und Forschungen zur Verfügung stehen.
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Dr. Angela Schönberger, mart stam stiftung für kunst und gestaltung, Berlin. Direktorin Kunstgewerbemuseum Berlin a.D.
18:45 Uhr Anna Abrahams und Jan Frederik Groot, Amsterdam »Building the van Nelle factories«(1991). Filmausschnitt.
18:55 Uhr Joris Molenaar, Architekt, Rotterdam. Weltkulturerbe: Die Van-Nelle-Fabrik (1925–1930) in Rotterdam von Johannes Brinkman und Leendert van der Vlugt unter Mitarbeit von Mart Stam. Vortrag und gemeinsames Gespräch mit Anna Abrahams und Jan Frederik Groot, Eye Filmmuseum Amsterdam.
19:30 Uhr Dr. Thomas Flierl, Kulturwissenschaftler, Berlin. Mart Stam 1930–1934 in der Sowjetunion: Projekte, Institutionen, Konflikte.
19:50 Uhr Anna Abrahams und Jan Frederik Groot, Amsterdam »Sotsgorod: Cities for Utopia«(1995). Filmausschnitt zu Stadtplanungen in der Sowjetunion u.a. zu Magnitogorsk.
20:00 Uhr Diskussion; anschließend Empfang
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Über A. B., den Grafiker der Vielfalt
Im Jahre 2001 wurde ich gefragt, ob ich über eine Ausstellung von Axel Bertram in der Leipziger Deutschen Bücherei schreiben würde. In dem Jahr feierte A. B. seinen 65. Geburtstag und blickte auf über vierzig Jahre gebrauchsgrafischen Schaffens zurück. Später übergab er, als dieser Ausstellung Teile seines Vorlasses an das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig. Im Text war zu lesen: „A. B. arbeitete in vielen Bereichen, immer mit vollem Engagement, die Herausforderung des Neuen suchend, sich ihr stellend, kritisch prüfend und diese akribisch erfüllend. Er erweist sich als vielseitiger Gebrauchsgrafiker, der seiner Berufsbezeichnung alle Ehre macht. Der Gebrauch von Drucksachen wird durch sein künstlerisches Tun erleichtert, vielfach erst möglich. Was wäre ein Buch ohne die Schriftzeichen, die der Typograf in eine Ordnung bringt, der Illustrator den Text mit seiner Sicht auf den Inhalt bereichert, was wäre eine Zeitschrift ohne ordnendes und gliederndes Layout, ohne eine klare unverwechselbare Titelzeile?“ 1
In der Tat, seine Entwürfe haben jeden begleitet, unbewusst das ästhetische Empfinden der Betrachtenden geprägt. Ein jeder Bürger der DDR hatte die von ihm entworfenen Geldstücke irgendwann einmal sowohl das 20-Pfennig-Stück und die 5-Mark-Münze in der Hand, als auch Sondermünzen zu Jubiläen oder Gedenktagen. Mindestens jede zweite Bewohnerin der DDR ist mit der Wochenpost oder der SIBYLLE groß geworden oder hat eine Titelgrafik auf der NBI oder des neuen leben bewundert. Die Logos für das Jugendradio DT 64, das Berliner Metropol-Theater, das visuelle Erscheinungsbild für die X. Weltfestspiele in Berlin 1973 oder die Staatlichen Museen zu Berlin kannte ein jeder, ebenso wie die Briefmarken Rassegeflügel oder Historisches Spielzeug, gedruckt in gigantischen Auflagen. Der Gebrauchsgrafiker A. B., ist am 16. März, kurz vor seinem 83. Geburtstag, nach langer, schwerer Krankheit in Berlin gestorben.
A. B. kam aus Dresden. Er wurde am 26. März 1936 in eine Kaufmannsfamilie hineingeboren und wuchs im sächsischen Freital auf. Hier ging er in die Schule, machte Abitur, arbeitete eine kurze Zeit als technischer Zeichner. An die Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee ging er zum Studium von 1955 bis 1960. Bei den Professoren und Arno Mohr, Werner Klemke, Ernst R. Vogenauer und Klaus Wittkugel bekam er das notwendige Rüstzeug für ein Leben als umfassend gestalterisch tätiger Gebrauchsgrafiker. Gleich nach dem Studium fanden sich die Absolventen A. B., Jo Fritsche, Gisela Röder und Klaus Segner zusammen und gründeten die Gruppe 4. Nach dem Ausscheiden von Jo Fritsche 1962 kam Thomas Schleusing hinzu, später Hans-Joachim Schauß. Das Grafikerkollektiv war sehr erfolgreich, auch in der Plakatgestaltung, vor allem für das Metropol-Theater und den Progress-Film-Verleih – unvergessen sind A. B.s Blätter zu den Filmen Der Leopard, Der gewöhnliche Faschismus oder zu Theaterstücken wie My fair Lady oder Die Csardasfürstin.
Nun ist nur Klaus Segner noch unter den Lebenden.
1972 ereilte A. B. der Ruf an die Hochschule in Weißensee, diesmal lehrend. Als Professor trug er von 1977 bis 1992 (mit kurzer Unterbrechung Ende der 1980er Jahre) Wesentliches zur Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses bei. Seine freischaffende Tätigkeit blieb davon unbeeinträchtigt. A. B. entwarf Schriften 2 schrieb Bücher mit der Hand 3, gestaltete und illustrierte zahlreiche Bücher unterschiedlichster Genres. Stets sah er sich in der grafischen Arbeit als Dienender, welcher sich künstlerisch der Aufgabe nähert, eine Handschrift entwickelt, diese jedoch nicht in den Vordergrund, sondern in den Dienst der zu gestaltenden Aufgabe stellt – zum Wohle der Benutzung.
Einen wesentlichen Teil seiner Zeit verbrachte A. B. mit theoretischen Überlegungen zur künstlerischen Tätigkeit und zur Kunst des Gestaltens. In der Monografie über sein Schaffen 4 werden über 120 theoretische Aufsätze zur Kunst- und Kulturgeschichte und Buchpublikationen aufgelistet. Sie reichen von Betrachtungen zu Buch, Fotografie, Illustration, Kunstgewerbe bis Mode, Plakat, Schrift oder der Arbeit von Kollegen.
In meinen Augen sein bedeutendstes theoretisches Werk erschien 2004: Das
wohltemperierte Alphabet. 5 A. B. verstand es, dem interessierten Laien, ebenso unterhaltsam wie wissend, über ca. 500 Jahre Schriftgeschichte mit zahlreichen gründlichst recherchierten Fakten, einen Überblick zu verschaffen. Gänzlich verzichtete er auf das Dozieren, sondern trug Biographisches und Historisches zusammen. A. B. erklärt, macht noch unbeschriebene Zusammenhänge deutlich und lässt verblüffende Vergleiche zu. Das Buch bringt umfangreiches enzyklopädisches Wissen für die interessierten Schriftbetrachter in einen überschaubaren Kontext. Unter diesem Gesichtspunkt wünschte man sich aus gleicher Feder eine Aufarbeitung der unzähligen Schriftschöpfungen, die nicht mehr für den Bleisatz, sondern die digitalen Techniken entstanden, auch um Bleibendes von Modischem und schnell Überholtem zu trennen. Diese Arbeit muss nun ein anderer übernehmen. Mit Axel Bertram verliert die Design-Szene einen wichtigen und vor allem vielseitigen Gebrauchsgrafiker und Kulturtheoretiker, der mit Bleistift, Feder oder Pinsel ebenso vortrefflich umzugehen verstand, wie mit dem geschriebenen und gesprochenen Wort.
Sylke Wunderlich, 26. März 2019
1 Sylke Wunderlich: Axel Bertram – Gebrauchsgrafik aus vier Jahrzehnten. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 70/2001, 31. August 2001, S. 465–467.
2 Sans Serif 1962/63, Venezia und Lutezia 1976-1982, videtur 1983-1986, Lucinde 1997-1999, Salomo 1999, Lindenau 1999,
Dandy 1999, Rabenau 2003-2012, 2011-2012 Vireo (Ausbau zu open-Type-Fonts mit Andreas Frohloff)
3 Goethe. Buch Suleika aus dem westöstlichen Diwan. Herausgegeben und gestaltet von Axel Bertram. Verlag der Nation
Berlin, 1982; Das Hohe Lied Salomo. Sammlung althebräischer Liebes und Hochzeitslyrik in der Übersetzung von Martin
Luther. Mit der Feder geschrieben und mit allerlei Anmerkungen versehen von Axel Bertram. Verlag der Nation Berlin, 1983
4 Axel Bertram. Grafisches Gestalten in fünf Jahrzehnten. Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Mathias
Bertram. Lehmstedt Verlag Leipzig, 2012
5 Axel Bertram: Das wohltemperierte Alphabet. Eine Kulturgeschichte. Faber & Faber Leipzig, 2004
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Plakat zur Ausstellung
Designzentrum – Werkstatt für Glasgestaltung Weißwasser
Friedrich Bundtzen und seine Mitarbeiter
Mit einer neuen Sonderausstellung geht die Stiftung schon vor dem offiziellen Start am 1. April in die diesjährige Saison. Im Bauhausjahr kehrt sie zu einer Lausitzer Marke zurück, dem Lausitzer Glas. Dieses ist seit 2012 mehrfach mit verschiedenen Schwerpunkten seiner Design- und Produktions- geschichte in Ausstellungen der Stiftung präsentiert worden. Die nunmehr vierte Ausstellung legt den Schwerpunkt auf die Zeit von 1950 bis 1990 und „präsentiert einen Höhepunkt der industriellen Formgestaltung“, wie Kurator und Leihgeber Sigfried Kohlschmidt betont. Die von Bauhausmeister Wilhelm Wagenfeld inspirierte, 1950 gegründete Werkstatt für Glasgestaltung Weißwasser war für 20 Jahre das Designzentrum der Lausitzer Glasindustrie. Geleitet wurde es von Friedrich Bundtzen. Unter seiner Leitung entstanden Gläser, die bereits in den Jahren ihrer Produktion internationale Anerkenn- ung genossen und heute teilweise als Designklassiker der DDR-Zeit gelten. Die über 500 Leihgaben kommen aus Museen in Weißwasser, Cottbus und Dresden. Den größten Teil aber haben die Kuratoren der Ausstellung und Designsammler Richard Anger, Berlin, und Siegfried Kohlschmidt, Cottbus, zusammengetragen.
Fotos: Richard Anger
Ausstellungszeitraum: 9. März bis 12. Mai 2019
Öffnungszeiten im Neuen Schloß Bad Muskau:
9. März 2019 bis 31. März 2019, immer Mittwoch bis Sonntag, 11–16 Uhr, sowie
1. April 2019 bis 12. Mai 2019, täglich 10–18 Uhr
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Buchpremiere – Buch über Erich John erschienen
Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum der URANIA-Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz, die seit dem 13.07.2015 unter Denkmalschutz steht, fand am 25.2.2019 die Buchpremiere „Weltzeituhr und Wartburg-Lenkrad“ vom Jaron-Verlag im Kulturkaufhaus Dussmann statt. Die Buchautorin Heike Schüler und Prof. Erich John stellten in einem spannenden Gespräch und mit Lesungen die Entstehung von Buch und Weltzeituhr und die Arbeit von Erich John als Formgestalter und Lehrender an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee vor.
Nachruf | Johannes Gunter Schober 16.01.1946-24.07.2017
Obwohl schon seit längerer Zeit kein direkter Kontakt mehr bestand und Informationen nur per Buschfunk bei mir ankamen, hat mich die Nachricht vom viel zu frühen Ableben meines einstigen Kollegen, Kumpels, Mitstreiters und Vorgesetzten Gunter Schober überrascht.
Eine langwierige Krankheit hatte ihn zum Überleben auf die Kanaren gezogen, wo er schließlich auch verstorben und begraben ist. Bei unserer letzten Begegnung in Bautzen vor ca. 20 Jahren war seine große Enttäuschung über die erhofften Möglichkeiten als Gestalter in der Marktwirtschaft und die möglicherweise bereits ausgesprochene Diagnose zu seiner Gesundheit deutlich spürbar. Von seiner Zuflucht in eine gefälligere Region erfuhr ich auch wieder über den Buschfunk und konnte ihn, der stetig rastlos auf der Suche nach Leben war, voll verstehen und seine Entscheidung dazu auch nachvollziehen. Nur ca. 9 Jahre haben wir gemeinsam versucht, die Welt gestalterisch zu verbessern, aber diese Jahre hatten es in sich: 1973 war ich im 4. Studienjahr an der Burg Giebichenstein in Halle mit meinem Vordiplom beschäftigt und gleichzeitig auf der Suche nach einem Diplomthema sowie einer Arbeitsstelle nach dem Studium, da bot mir Gunter Schober an, nach Singwitz bei Bautzen zum Landmaschinenkombinat Fortschritt zu kommen. Ein Diplom-Thema war auch dabei.
Ursprünglich auf meine heimatliche Altmark fixiert, reizte mich aber das Thema Landmaschinen im unbekannten Ostsachsen und die Zusammenarbeit mit diesem umtriebigen Typen, so dass ich schließlich nach dem Studium 1974 meinen Job sowie den künftigen Lebensmittelpunkt samt Familie in Bautzen an der Seite von Gunter Schober fand. Damit begann eine aufregende und sehr intensive Zeit. Obwohl wir anfangs alles andere als optimal im Entwicklungsprozess bei „FORTSCHRITT“ eingebunden waren, bastelte Gunter Schober von Beginn an auf die Anerkennung der Formgestaltung als wesentlichem Bestandteil der Erzeugnisentwicklung hin. In der ersten Zeit war unser gestalterisches Streben in den Konstruktionsbüros wenig beliebt. Da war Schobers selbstbewusstes Auftreten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen oftmals auch Türöffner für unsere gestalterischen Ambitionen. Ich meinerseits konnte davon nur profitieren und nutzte die Erfahrungen für meine eigene, später auch eigenständige Entwicklung.
Kontinuierlich bastelte Gunter an der Entwicklung unserer zunächst kleinen gestalterischen Einheit. Als erstes konnte der Modellbauer Erhard Noack, der schon als Projektbearbeiter unserer erweiterten Arbeitsräume gute Dienste geleistet hatte, in das Team integriert werden. Es folgten Dipl.-Formgestalter Stephan Levko und weitere Mitarbeiter im technischen und organisatorischen Bereich, bis schließlich die Kombinats-Neugründung 1978 zu seiner Ernennung als Chefgestalter des Kombinates führte. Damals stießen die Gestalter-Kollegen Achim Grund, Wolfgang Lippmann, Arndt Schubert und Hans-Joachim Koitsch, mit denen wir auch im Vorfeld schon zusammengearbeitet haben, zu uns. Gunter als neu ernannter Chefgestalter meisterte die Situation ohne Anspruch auf die logische Führungsposition. Als ich Ende 1982 das Gestaltungsbüro in Singwitz aus eigenem Antrieb verließ, war Gunter Schober offensichtlich auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn. Als krönender Abschluss seiner Entwicklung könnte der Designpreis der DDR 1988 gesehen werden. Danach lief es wohl nicht mehr ganz so gut… Ich habe aus dieser Zeit mit G.S. sehr viel für mein späteres Gestalter-Leben mitgenommen und hoffe, dass wir ihn nicht so schnell vergessen.
Rüdiger Laleike
Dipl.-Fomgestalter
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Nachruf | Angelika Petruschat 1956–2018
Angelika Petruschat wurde 1956, 11 Jahre nach dem vorletzten deutschen gesellschaftlichen Zusammenbruch, geboren. Den letzten hat sie auf ihre Weise und mit großem Engagement mitgestaltet. Und zwar in einem Geiste, der auch schon ihre Arbeit, ihre Studien vor 1989 bestimmt hatte. Von der Aufbaugeneration bekamen die nach 1945 Geborenen das Ethos, eine neue Gesellschaft aufzubauen, die niemals wieder in eine solche Katastrophe führen würde, wie das in der jüngsten Vergangenheit zweimal geschehen war. Die „Zweite Generation Ost“ aber wollte einen anderen, richtiger ausgedrückt, einen weiterentwickelten, modernen und nichtautoritären, demokratischen Sozialismus. Im Bereich Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie bis 1983 studierte, fand Angelika Petruschat einen Kreis von Lehrenden und Mitstudierenden vor, in dem sie die geistigen Anregungen dafür bekam. Wolfgang Heise, Lothar Kühne, Karin Hirdina und andere gehörten zu ihren ProfessorInnen.
Nach dem Studium begann Angelika Petruschat ihre Arbeit bei form+zweck, der Fachzeitschrift für Design in der DDR. Die Zeitschrift war in ihrem Geburtsjahr 1956 gegründet worden, zunächst als Jahrbuch, dann als schließlich zweimonatlich erscheinendes Periodikum weitergeführt. An dieser Zeitschrift lässt sich exemplarisch die Geschichte der DDR-Gesellschaft nachvollziehen. Ihre ersten Ausgaben veröffentlichten Artikel, die den Geist der sog. Formalismusdiskussion zum Ausdruck brachten. Design wurde als angewandte Kunst verstanden, die ein Medium der sozialistischen deutschen Nationalkultur zu sein hatte. Es ist Redakteuren wie Heinz Hirdina, Hein Köster und Autoren wie Lothar Kühne, Clauss Dietel, Horst Oehlke und vielen anderen zu verdanken, aus form+zweck eine moderne Zeitschrift für die Gestaltung von Gegenstand und Raum in einer sich wandelnden Gesellschaft gemacht zu haben. Angelika Petruschat ist an dieser Arbeit noch einige letzte DDR-Jahre als Fachredakteurin beteiligt gewesen. 1990 übernahm sie dann die Zeitschrift als Chefredakteurin und Herausgeberin, gründete 1993 den form+zweck-Verlag. Zeitschrift und Verlag führte sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Designtheoretiker Jörg Petruschat. Seitdem produzierten sie Bücher, die vielfältige Auszeichnungen für ihre grafische Gestaltung und inhaltliche Qualität bekamen. Die Zeitschrift form+zweck, die schließlich wieder zu einem Jahrbuch wurde, ragte unter den einschlägigen Publikationen in puncto Gestaltung heraus und wurde genauso für die Originalität und Qualität der Themen und Texte geschätzt.
Angelika Petruschat unterstützte auf vielfältige Weise die Aktivitäten von Studierenden, zum Beispiel als Verlegerin der „Neuwerk“, einer designwissenschaftlichen Zeitschrift, die in Eigenregie von Studierenden der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle herausgegeben wird.
Angelika Petruschats Leben währte nur 62 Jahre. Wir haben eine Kollegin verloren, die uns noch viele wichtige Anregungen für das Nachdenken über und das Machen von Gestaltung hätte geben können.
Michael Suckow
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Zum Ableben von Klaus-Hellmut Kaufmann – Formgestalter und Innenarchitekt 21.03.1924 – 03.02.2018
Ich war Klaus Kaufmann seit der Zeit meines Studiums der Architektur an der TU Dresden (1968 bis 1972) sowohl persönlich als auch fachlich sehr verbunden.
Ich erlebte den Kaufmann’schen Haushalt, seine Frau und er, beides Architekten, als eine für mich ganz neue Welt. Es war ein offenes Haus, es gab einen großen Freundeskreis, es wurde musiziert, viel gelesen und vor allem mit Lust und Engagement viel gearbeitet. Es herrschte, wie man sagt, eine allumfassende Kreativität.
Bereits mit Beginn des Studiums verdingte ich mich bei dem Ehepaar Kaufmann im damaligen Atelier, im Gartensaal der Villa „Sorgenfrei“ in der Radebeuler Oberlößnitz als angehender Architekt als „Zeichenknecht“. Dabei lernte ich unglaublich viel vom Handwerk des Architekten.
Klaus‘ Arbeitsweise war äußerst komplex. Die Herangehensweise an seine Aufträge war geprägt von dem Ringen nach Perfektion im besten Sinne des Wortes.
Er war besessen vom Detail. Er sagte immer: Du musst um die Ecke denken, das hieß, was man im Grundriss entwickelte, musste auch quasi 3-dimensional durchdrungen werden. Heute, mit der breiten Anwendung der CAD-Zeichentechnik ist das oftmals nicht das Problem (wenn man es beherrscht). Damals wurden die Projekte so ausgelegt, dass neben Grundriss auch sofort Schnitt und Ansicht angelegt wurden, um dieses Um-die-Ecke-Denken frühzeitig prüfen zu können.
Sein Arbeitspensum war atemberaubend: früh waren Baustellen oder Werkstätten zu besuchen, Beratungen zu führen, nachmittags oft bis in den späten Abend hinein wurden die Ergebnisse des Tages gezeichnet und Neues für den kommenden Tag entwickelt.
Neben ganz viel Kaffee, kein Alkohol, kam der Spaß nicht zu kurz, z.B. mit Schallplattenaufnahmen von Emil Steinberger, Karl Valentin oder Spejbl und Hurvínek. In den vielen Stunden der Tätigkeit im Kaufmann’schen Büro lernte ich eine Vielzahl von Kollegen kennen, denen ich noch heute mit großem Respekt und auch Dankbarkeit begegne. Nach seinem – erzwungenen – beruflichen Rückzug war seine Kreativität jedoch ungebremst. Unter anderem war es sein Hobby, die Tages- und Jahresereignisse in Versform zu kommentieren und zu interpretieren. Dabei entstanden herrliche, ungeheuer witzige Wortspiele und Reimereien, so auch in seinen handschriftlichen persönlichen Briefen.
Die letzte große Feier im Hotel Stadt Radebeul war kein runder Geburtstag, sondern ein Treffen mit seinen Weggefährten, Kollegen und Freunden aller Altersgruppen – auch mit Rede, Gesang und Gesprächen – wohl verstanden als Abschied von den von ihm geliebten, doch anstrengenden, großen Veranstaltungen.
So wollen wir ihn in Erinnerung behalten.
Dr. Dietmar Kunze
(s.a.: Vorschau & Rückblick – Monatsheft für Radebeul und Umgebung, 01.03.2018)
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Foto: Horst Hartmann 2016, li. Klaus Kaufmann, re. Horst Hartmann
Publikationen Industriedesign der DDR: Der Berliner Architekt und Sammler Richard Anger hat 3 Publikationen erstellt.
PLASTE VON DER BURG | 1959 BIS 1962
Entwürfe des Instituts für Entwurf und Entwicklung an der
Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle- Burg Giebichenstein
GEPRESST UND GESCHLEUDERT
Gebrauchsglas aus Schwepnitz von 1957 bis 1991
ERICH HERZOG
Glasgestaltung zwischen Tradition und Moderne
Pressglasentwürfe für den VEB Ankerglas Bernsdorf von 1949 bis 1972
Alle Hefte verfolgen umfassend die jeweilige Thematik
und vereinen erstmals die Produkte im Bild und Nachweise der Gestalter.
Sie haben jeweils 60 Seiten, Farbdruck und sind broschiert.
Interessenten wenden sich bitte an: richardanger2(at)aol.de
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