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Ausbildungsstätten für Gestaltung auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1989

Designausbildung in der DDR? Da gab es doch nur zwei Hochschulen – die „Burg“ in Halle und die Berliner Kunsthochschule. Sachkundigeren fallen die Fachschulen in Heiligendamm und Schneeberg ein. Grafikexperten kennen die HGB in Leipzig und die Werbe-Fachschule in Berlin-Oberschöneweide. Architektur konnte man noch in Weimar oder Dresden studieren …
War es das? Nein. Die gestalterische Ausbildungslandschaft der DDR war in den gut vier Jahrzehnten ihres Bestehens um einiges vielgestaltiger. Zwar hatte der zweite Weltkrieg gewaltige Zerstörungen hinterlassen. Doch Impulse des Aufbruchs belebten nach 1945 Ost wie West. In der Designausbildung bezog man sich in beiden deutschen Staaten auf gemeinsame Traditionen. Diese waren geprägt durch einzelne Persönlichkeiten und durch die Geschichte der Kunstakademien, Meisterschulen und Werkkunstschulen, durch Werkbund, Bauhaus und die Reformideen der Vorkriegszeit. Vor allem in den sechziger und siebziger Jahren vollzogen sich in der DDR und in der Bundesrepublik Deutschland vergleichbare schulpolitische Prozesse. Für die Reduzierung von Standorten sorgten Schulreformen, in denen Strukturen neu ausgerichtet und veränderten Ausbildungszielen angepasst wurden. Auch die Inhalte der Designlehre in beiden deutschen Staaten wiesen stets Parallelen auf – begründet in den soziokulturellen, wissenschaftlichen und technologischen Tatsachen ihrer Zeit.

Dass historische Bezüge in der Ausbildungslandschaft noch immer oder wieder lebendig sind, davon zeugen auch nach 1989 gegründete Gestaltungsfakultäten und Fachbereiche. Etliche Fachschulen wurden geschlossen oder in Fachhochschulen integriert. Die folgende Übersicht nennt die Namen der Schulen vor, während und nach der DDR-Zeit, ihre Lehrgebiete im Bereich Gestaltung, ausgewählte Daten sowie Lehrerpersönlichkeiten der Ausbildungsstätten. 
Die Ausbildungsstätten sind unter den Namen aufgeführt, die sie zuletzt in der DDR trugen. Die Aufzählung der Fachrichtungen beinhaltet nur die Lehrgebiete Gestaltung aus der Zeit der SBZ/DDR. Die Fachrichtungen werden dabei soweit bekannt möglichst vollständig aufgeführt. Falls es zu Schließungen von Fachrichtungen oder Umbenennungen kam, werden frühere Studiengangs-Bezeichnungen in Klammern gesetzt, auch bis wann oder ab wann der Studiengang existierte.
Die genannten Personen sind Gestalterpersönlichkeiten aus der Lehre in den angewandten als auch freien Künsten zwischen 1945 bis 1989 sowie wichtige Absolventen dieser Zeit. Eine Auslassung der freien Künste erscheint nicht sinnvoll, da Überschneidungen dieser Ausbildungsgebiete und gegenseitige Befruchtungen in der Lehre an den Hoch- und Fachschulen bedeutsam waren. Die Aufzählung der genannten Personen stellt eine vorläufige Auswahl dar und ist durchaus nicht vollständig.

Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen an die Redaktion info(at)stiftung-industrie- und alltagskultur.de sind ausdrücklich erwünscht.  (unter Mitarbeit von Silke Ihden-Rothkirch)

Quellen: 
Kai Buchholz, Justus Theinert, Silke Ihden-Rothkirch (Mitarbeit): Designlehren. Wege deutscher Gestaltungsausbildung. Stuttgart 2008
Hildtrud Ebert Hrsg.): Drei Kapitel Weißensee  -Dokumente zur Geschichte der Kunsthochschule Berlin-Weißensee 1946 – 1957. Berlin 1996
Festschrift anlässlich des 125. Jahrestages der Gründung der Fachschule für Technik und Gestaltung als Industrieschule Sonneberg 2008. Herausgegeben von der Staatlichen Berufsbildenden Schule Sonneberg
Heinz Hirdina: Gestalten für die Serie. Design in der DDR 1945-1985. Dresden 1988
www.burg-halle.de/hochschule/hochschulkultur/geschichte/1945-1958.html (03.12.2011)
de.wikipedia.org/wiki/Fachschule_f%C3%BCr_Werbung_und_Gestaltung (13.06.2011)
de.wikipedia.org/wiki/Hochschule_f%C3%BCr_Technik_und_Wirtschaft_Berlin (13.06.2011)
Matthias Schubert (Autor), Reno Stutz (Autor), Hochschule Wismar Rektor  (Hrsg.): Zur Geschichte des Studiums in Wismar: 100 Jahre – Von der Ingenieur-Akademie Wismar zur Hochschule Wismar, Wismar 2008
Christian Schulz: Prof. Rudi Högner. tu-dresden.de/Members/Christian.Schulz (14.06.2006)
Staatliche Hochschule für Werkkunst Dresden 1949 – 1951, in www.mariannebrandt.de/br-html/br-letap12.html (28.05.2011)
Johannes Uhlmann: Kunst des Elementaren. Högnersche Grundlehre des visuell-ästhetischen Gestaltens im Produktdesign. University Press, Dresden 1995
Johannes Uhlmann, Günter Kranke: Högner-Doppeljubiläum für das Technische Design in Dresden. Dresden 2010
Kranke, G.: Technisches Design – Integration von Design in die universitäre Ausbildung von Ingenieuren. München 2008
Design an der TU Dresden. Dresden,1989
S.D. Sauerbier, Hildtrud Ebert (Mitarbeit) (Hrsg.):  Zwei Aufbrüche – Symposium der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Die ersten zehn Jahre. Berlin 1997
1878 – 1998. Angewandte Kunst Schneeberg. Zur Geschichte und Leistung einer Schule für Gestaltung. Festschrift zum Jubiläum der Gründung. Schneeberg 1998

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